Die Braut trug Weiß(wein): Hochzeit meiner besten Freundin

Die Braut trug Weiß(wein): Hochzeit meiner besten Freundin

Die Braut trug Weiß(wein): Hochzeit meiner besten Freundin

Es funktioniert also doch, im Lockdown mit einem weißen Edding seine Wünsche auf leere Weinflaschen zu schreiben. In dieser Woche feierten wir die Hochzeit meiner besten Freundin. Jetzt, Jahre später, stehen wir wirklich dort, wo wir uns hin gewünscht haben: bei ihrer Eheschließung. Mit Sekt in der Hand, Sonnencreme im Gesicht und dem Hund vom Ehepaar, der mehr Outfitwechsel hatte als die Braut. Ich schaue zu ihr rüber und muss lächeln. Weil ich weiß, dass all die Wünsche, die wir damals auf Flaschen schrieben, heute irgendwie wahr geworden sind. Vielleicht nicht exakt so. Aber im besten Sinne nah dran.

Gürtel, Loafers und Einladung in Braun
Blumenstrauß in Grün, Weiß, Blau

Genau 12 Minuten vor Abfahrt zur Hochzeit meiner besten Freundin bekomme ich eine Push-Benachrichtigung. Die New York Times sendet mir einen Newsletter zum Thema „19 wedding gifts that you won’t find on their registry“. Ich habe das Nachrichtenblatt aus New York nun schon ein Weilchen abonniert. Doch über Hochzeiten habe ich darin noch nie gelesen. Und dann geschieht es. Am großen Tag meiner liebsten Blondine. Als würde meine große Liebe, New York City, einen Gruß aus der Ferne senden. Ich mache einen Screenshot und steige ins Auto.

„Als würde meine große Liebe, New York City, einen Gruß aus der Ferne senden.“

Und dann beginnt dieser Tag, der sich erst ganz langsam entfaltet und doch mit voller Emotion ins Ziel trifft. Es gibt diese stillen Momente an so einem Tag, in denen plötzlich alles eine andere Bedeutung bekommt. Wenn aus zwei Menschen ein Wir wird. Wenn Worte gesprochen werden, die man nie vergisst, auch wenn man sie gar nicht alle mitbekommt. Man spürt einfach, dass da gerade etwas passiert, das größer ist als der ganze Trubel drumherum. Und das bleibt. Ein Tag, der größer ist als man selbst.

Mein beiger Sommeranzug für eine Hochzeit als Gast

Ich trage einen Anzug in Beige, leicht und luftig für den Sommer. Statt Hemd ein schlichtes weißes T-Shirt, das dem Ganzen die nötige Lässigkeit verleiht. Am Revers eine goldene Krawattennadel, mehr Schmuckstück als Funktion. An meiner Hand zwei goldene Ringe, getragen von meinen Urgroßeltern. In einem von ihnen glänzt die Gravur „M. L. 8. August 1936“. In den Ringen meiner besten Freundin und ihrem Mann steht heute: „A. & M. 25.6.25“. Ein traumhaft gut zu merkendes Datum. Fast ein Jahrhundert zwischen diesen Tagen und doch sind sie gleicher Natur: Es geht um die Liebe.

Der braune Ledergürtel sitzt fest, die Loafers in warmem Braun geben den Ton an. Genau wie der Sommerwind, der an diesem Tag nicht nur durch meine mit Haarspray fixierten Haare, sondern auch durch den Moment weht. Und so kracht, ganz unverhofft, das Pavillon über dem Buffet in sich zusammen. Die Braut steht darunter und rettet mit einer schnellen Handbewegung den Hunger der Gäste. So kenne ich sie, mit absoluter „hands on mentality“.


Newsletter

Mister Matthew in dein E-Mail-Postfach? Dann melde dich hier für den Newsletter an und erhalte regelmäßig die neusten Artikel.


Torbogen mit Deko in Weiß zur Hochzeit
Tischdeko zur Hochzeit meiner besten Freundin

Die Zeremonie ist draußen. Es ist warm, aber windig. Die Deko tanzt durch die Luft wie Konfetti mit eigenem Willen. Nichts ist perfekt. Und gerade deshalb ist alles perfekt. Ich denke, so fühlt sich Ehe an. Man plant, dekoriert und hofft. Und am Ende fliegt einem doch alles um die Ohren. Aber wenn man gemeinsam darüber lachen kann, hat man gewonnen.

„Nichts ist perfekt. Und gerade deshalb ist alles perfekt. Ich denke, so fühlt sich Ehe an. Man plant, dekoriert und hofft.“

Beim Anschneiden der Torte liegt ihre Hand oben. Natürlich. Ich muss schmunzeln. Es ist so typisch. Sie führt. Nicht weil sie muss. Sondern weil sie es kann. Und weil er sie lässt. Besser kann man die Partnerschaft nicht beschreiben. Die zweistöckige Torte, oben mit Vanille, unten rote Beeren, war ein geschmackliches Kompliment für die Zunge. Süß, aber nicht kitschig. Wie der ganze Tag eigentlich.

Kitschig und süß wird es auch bei den beliebten Hochzeitsspielen. Die Klassiker, bei denen sich spätestens nach der dritten Runde, in peinlich charmanten Fragen über das Brautpaar, die Fronten klären. Der Nachmittag hatte etwas Verspieltes, aber nicht Albernes. Mein Spiel lautete, den Barkeeper zu minen und an der improvisierten Bar viel zu starke Aperols zu mixen. Mein Lieblingsspiel. Zusammen mit einer Handvoll Gästen halte ich mich also gut ans Glas und die Gespräche werden freier und frivoler, dank meiner Aperol-Spritz mit Nachdruck.

Aperol Bar zur Hochzeit meiner besten Freundin

Irgendwann hat sich die Braut umgezogen, in ein etwas kürzeres Kleid, kombiniert mit Schlappen statt Schleppe. Die Braut trug Weiß(wein) und erinnerte mich beim Anblick an unsere Weinflaschen-Aktion, bei der in besagter Nacht im Lockdown „Cheers, Anne“ als Trinkspruch entstanden ist. Mit jedem Anstoßen spreche ich sie damit an, was sie erwidert. Ein Running-Gag, den ich mit Sicherheit auch noch auf ihrer Beerdigung zugute bringen werde.

„Cheers, Anne. Ein Running-Gag, den ich mit Sicherheit auch noch auf ihrer Beerdigung zugute bringen werde.“

Und während sie von Gast zu Gast durch ihren Garten springt, läuft an meiner linken Nasenwand eine Träne herunter. Harry, der Hund, kommt zu mir, frisch gekämmt und plötzlich mit Halstuch, als wolle er damit meine Träne abwischen. Nun teilt er sich die Aufgabe, auf meine beste Freundin aufzupassen, mit einem anderen Mann. Und so bellt er jeden Nachbarn ins Exil, der sich der Feier nähern will.

Dunkle und helle Loafers zur Hochzeit meiner besten Freundin tragen

Es werden Polaroids gemacht, nicht einfach so, sondern basierend auf Karten mit Aufgaben: „Fotografiere ein dekoratives Detail, das dir besonders gut gefällt“, steht als Aufgabe auf der Karte von einem Gast. Und ehe ich „Ja, ich will“ sagen kann, landet mein Gesäß im Objektiv. Ich liebe es sehr und frage mich, ob ich auf einer Hochzeit mit Only Fans anfangen kann. Mein Hochzeitsgeschenk wäre damit finanziert. Denn anders als es die New York Times mit ihren 19 Ideen vorschlägt, ist es ein Umschlag mit Geld.

Irgendwann überkam mich ein kleiner Fressflash. So ein Moment, in dem alles andere kurz egal ist, außer Essen. Ich stand also am Buffet, mit dem einen Auge auf die mundgerechten Häppchen, mit dem anderen Auge auf die Gäste blickend – Geschmack und Szenerie genießen. Ein Moment der Ruhe.

Niemand fragte je nach dem Brautstrauß, der längst vergessen auf dem Geschenketisch lag und viel zu schön zum Werfen war. Und ehrlich gesagt: auch viel zu schön zum Fangen. Weiße Callas, mit Seidenband zu einem Kreis gebunden, sodass sie fast wie eine Handtasche anmuten. Leider ließ mich Aperol numéro trois vergessen, ein Bild davon zu machen. Frisches Eis wird geliefert. Wir nicken und trinken weiter. Irgendjemand verliert seinen Schuh. Der Hund legt sich unter einen Stuhl und der Abend nimmt seinen natürlichen Lauf.

„Frisches Eis wird geliefert. Wir nicken und trinken weiter. Irgendjemand verliert seinen Schuh.“

Flying Buffet zur Hochzeit meiner besten Freundin

Ich mache mir auf dem Heimweg viele Gedanken. Über Liebe. Über Timing. Über weiße Eddings auf Weinflaschen. Und darüber, wie man mit dreißig merkt, dass das Leben vielleicht kein Puzzle ist, das irgendwann vollständig ist. Sondern eher eine Collage aus Momenten, die sich richtig anfühlen. Wie dieser hier. Das Einzige, was stört: meine rotgelaufenen Versen.

Wir hatten viele solcher Nächte mit roten Versen. Von Schuhen, die nie für die Ewigkeit gemacht waren. Nächte, in denen wir ohne Mann nach Hause sind, aber mit Geschichten, die uns durch die nächsten Wochen getragen haben. In denen wir uns gegenseitig Reißverschlüsse zugemacht und Drinks aus der Hand genommen haben, weil’s langsam reichte.

„Wir hatten viele solcher Nächte mit roten Versen. Von Schuhen, die nie für die Ewigkeit gemacht waren.“

Diesmal ist es anders. Für sie jedenfalls. Diesmal war da jemand am Ende der Nacht, der geblieben ist. Der nicht nur tanzt, sondern auch mit abwäscht. Der nicht fragt, ob das Kleid neu ist, sondern ob sie es warm genug hat. Und irgendwie fühlt sich das an, als wäre der Weinflaschen-Wunsch vom Küchentisch damals wirklich angekommen. Nicht spektakulär. Sondern still und einfach nur schön. So wie das Glück eben ist.

„Cheers, Anne! Trinken wir noch eine Flasche?”

Die Braut trug Weiß(wein): Hochzeit meiner besten Freundin
Mister Matthew
Mister Matthew

Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Blog. Seit 2014 schreibt er über Mode, Kosmetik, Lifestyle sowie Interior und präsentiert die besten Käufe zwischen Luxus- sowie Newcomer-Marken. Einzigartig in der deutschen Medienlandschaft reicht Mister Matthew dem modernen Gentleman mit hochwertigem Content die Hand. Damit inspiriert er und lädt zum Träumen ein. Über Blog, Social Media und Newsletter erreicht er eine treue Leserschaft. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew.

Teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert