Fernfreundschaft
Sie brechen auf in andere Städte und Länder, für Studium, Arbeit, Lebensglück – und lassen nicht nur Familie, sondern auch Freunde zurück. Das kann für beide Seiten schmerzhaft und traurig sein. Auch wenn es keine Tipps und Tricks gegen diesen Kummer gibt, trägt das Problem bereits einen Namen: Fernfreundschaft. Mir ist die Situation in den letzten 365 Tagen ziemlich häufig widerfahren, sodass ich Heute darüber schreiben möchte.
,, Eine gute Freundschaft lässt sich nicht kaufen. Drum schenke ich Dir meine. “
Vergangenes Jahr ist eine gute Freundin aus der Schulzeit für ihr Studium nach Hamburg gezogen. Mein bester Freund ist häufig auf Montage in Berlin. Meine ehemalige Sitznachbarin ist ebenfalls für ihr Studium nach München gezogen. Vor einem Monat ist erneut eine gute Freundin nach Frankfurt gezogen – auch für ihr Studium – und eine weitere Freundin spielt derzeit mit dem Gedanken ins Ausland zu ziehen. Und während ich dabei zugucken muss, wie sich mein Freundeskreis nach und nach auf der Welt verteilt, stelle ich mir die Frage: ,,Kann aus jeder Freundschaft eine Fernfreundschaft werden? Und wenn Ja: wieso passiert mir das in letzter Zeit so oft?”.
Das Leben meiner Freunde und mir unterlag in den letzten 12 Monaten einem unglaublichen Wandel. Erfolgreich haben wir unser Abitur gemeistert, nur um uns kurz darauf wieder neuen Aufgaben zu widmen: eben dem Studium. Neulich meinte ein Freund aus Köln zu mir, dass der Freundeskreis gerade in jungen Jahren sehr unbeständig ist, weil die Einen wegziehen und die Anderen dableiben. Auch spielt natürlich die Charakterentwicklung und die individuelle Lebensplanung eine große Rolle bei der Beständigkeit von Freundschaften, mehr aber noch ein gemeinsames, freundschaftliches Ziel. Und bei einer Fernfreundschaft erst recht.
Irgendwie habe ich in letzter Zeit das Gefühl, dass die tollsten Freundschaften die ich führe, gar nicht in Dresden verankert sind. Es sind gerade die Freunde die in eine andere Stadt gezogen sind, mit denen ich mich am besten verstehe (meinen besten Freund in Dresden mal ausgenommen). Und auch wenn diese Fernfreundschaften unheimlich gut halten, sind sie einfach nicht das Gleiche wie eine Freundschaft in der selben Stadt. Die ständige Verfügbarkeit und die Spontanität eines Treffens sind bei einer Fernfreundschaft einfach nicht gegeben. Und das nervt mich total! Auch wenn man sich dann beim Wiedersehen umso mehr freut und zu erzählen hat, liebe ich es einfach, meine Freunde regelmäßig zu sehen. Eine Fernfreundschaft steht dem entgegen.
[the_ad id=”8222″]Mir schmerzt es auch immer unheimlich sehr, wenn ich Leute kennen lerne, mich mit ihnen super verstehe, weiß, dass aus uns eine Freundschaft werden könnte und dann erfahre, dass sie in einer anderen Stadt, gar in einem anderen Land wohnen. So ging es mir zum Beispiel die letzten Tage mit Sebastian aus Österreich, über den ich bereits in meinem letzten Wochenrückblick berichtete. Oder als ich in Mailand war. Die Leute dort sind mir allesamt so sehr ans Herz gewachsen, dass ich auf dem Weg nach Hause bitter traurig am Flughafen saß, weil ich wusste, dass aus uns, hätten wir nur mehr Zeit gemeinsam gehabt, eine tolle Freundschaft hätte entstehen können. Und so bleibt uns ,,nur noch” die Fernfreundschaft.
So ging es mir ebenfalls nach dem TV Projekt mit dem ZDF. Besonders André, Nana, Julia und Susanne hätte ich sofort in meinen Koffer packen und nach Dresden mitnehmen wollen. Daraus wären tolle Freundschaften entstanden! Zwar haben wir bis Heute regelmäßig Kontakt via Telefon, Whatsapp und Skype, auch planen wir ein Treffen, aber eine Fernfreundschaft ist einfach nicht das Gleiche wie eine ,,richtige” Freundschaft vor Ort.
Eine Fernfreundschaft hat viele Nachteile, aber auch einige Vorteile, womit sie eigentlich zu einer ganz besonderen, vielleicht sogar besseren (?) Freundschaft wird. Die lange Zeit des nicht Sehen lässt die Momente, wenn man sich dann mal sieht, mit dem Gegenüber irgendwie wertvoller erscheinen, weil man weiß, dass man sie nicht jeden Tag hat. Ähnlich ist das auch bei einer Fernbeziehung. Und wer weiß, vielleicht sind manche Fernfreundschaften genau dafür bestimmt eine Fernfreundschaft zu sein.
Ich möchte ganz ehrlich sein: ich würde, wenn ich die Wahl hätte, mich immer für eine ,,richtige” Freundschaft vor Ort entscheiden. Mir bedeutet die haptische Anwesenheit einfach sehr viel. Spontan an einem Sommerabend mit einem Freund an den See fahren und ein Bier trinken? Ja bitte! Eine Fernfreundschaft lässt solche spontanen Ideen, welche ja bekanntlich auch die Besten sind, einfach nicht zu. Und das finde ich schade! Denn lebt eine Freundschaft nicht gerade von solchen Dingen? Aber das Leben und seine Situationen kann man sich ja nicht immer aussuchen. Es gibt Freundschaften die werden zwangsläufig zu einer Fernfreundschaft. Eben bei einem Umzug in eine andere Stadt. So kommt es, dass ich auch viele (sehr glückliche) Fernfreundschaften führe. Wie sagt man so so schön: ,,Das Leben ist das was passiert, während man andere Pläne dafür macht.”
Eine Fernfreundschaft ist wie Liebe. Sie kann unheimlich gut tun, aber auch unheimlich schmerzen. Gerade wenn man auf kurzer Zeit gehäuft Erfahrung mit so vielen Fernfreundschaften machen muss. Da bekommt man schnell das Gefühl, dass der eigene Freundeskreis ziemlich zersprengt ist. Aber gerade in den heutigen Zeiten, in denen Internet, Schnelllebigkeit, dauerhafte Verfügbarkeit und 24/7 Kiosks alles sind, tut der Abstand, die Langsamkeit und Beständigkeit einer Fernfreundschaft sehr gut.
Guten Abend!
Kann es wohl schon, schließlich kann nicht jeder mit Kritik umgehen oder fühlt sich beim kleinsten “Gegenwind“ gleich persönlich angegriffen oder so. Hab extra eine Weile geschwiegen… ?????
Ja, ist sehr lang-sorry^^ aber manchmal ist es schwierig etwas kurz zu verpacken, ohne was zu vergessen oder falsch verstanden zu werden. Und dickes Sorry für Fehler und fehlende Grammatik usw ? (nobody is perfect) ;-)
Stimmt, sie schmerzen (mich zumindest) sehr schwer, nicht hauptsächlich weil man glaubt so viel investiert zu haben- ich denke eher weil man wieder erkennt jemandem voll, fast schon blind vertraut zu haben, sich geöffnet zu haben und somit mal wieder sehr angreif- und verwundbar zu sein.
Ja so ist der Lauf des Lebens, doch wenn auf einmal Stück für Stück alles weg zu brechen scheint, kannt man schon mal den Halt verlieren. Generell ist es ja nicht schlimm allein zu sein, hat ja durchaus auch vorzüge. Aber dann gibt es eben Tage, Momente, Erlebnisse die man gern schnell und persönlich teilen will. …wie sagtest du, am See bei einem Bier ;-) …
Es ist wohl vielleicht eher eine Mischung zwischen Bekanntschaft und Freundschaft aber leichter ist es natürlich nicht ab einer bestimmten Entfernung. Und oftmals blocken Leute ja auch schon wenn man nicht gleich um die Ecke ist, dass finde ich dann schon sehr fragwürdig, was diese Leute so erwarten.
Nun, das mit dem sehen hängt ja immer von den Leuten, ihren Mitteln und ihren Situationen ab-es geht ja nicht allen so gut wie uns (was auch viele immer wieder vergessen oder nicht wahr haben wollen/können). Aber ich denke es ist je nachdem zwischen 1-3 mal international, national kann es mehr sein… ich bin da relativ aktiv mit 15 Wochenenden in 12 Monaten… und ich versuch auch viel per FB oder What’sApp (Ende der Schleichwerbung ;-) ) aktiv zu sein. Aber jeder hat halt sein Leben und seine Prioritäten.
Und generell kann oder will auch nicht jeder so viel investieren, somit bleibt es meist eine Einbahnstraße oder nur eine knappe Chatangelegenheit, weil sich viele um die Leute und Dinge in ihrer direkten Umgebung kümmern und kaum neue zulassen wollen und vielleicht ihre Eigenheiten akzeptieren möchten, was ich persönlich sehr bedauerlich finde, denn genau dies macht das Leben für mich so interessant und bunt.
ABER ich hab auch schon erleben dürfen, wie neu eingebrachte Freunde, alte Freundschaften kaputt machen-ob nun bewusst oder unbewusst. Von daher kann ich die Vorsicht oder Ablehnung auch verstehen.
Mit dem wegwerfen stimmt und ist echt krank, sieht man schon an den Mengen an Lebensmitteln, die entsorgt werden. Oder das man Sachen herstellen lässt die mit Absicht kaum bis nicht reparabel sind.
Wie man es aber vorgelebt bekommt macht man es dann wohl mit Freundschaften und Beziehung. Dabei heißt es doch eigentlich, “lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“. Und gerad Beziehung oder Freundschaften, die durch raue Seen führten, halten oft sehr viel länger und sind intensiver und besonders als ander-wenn sie diese Zeit überstehen, wo man sich nur abduckt um nicht anzuecken.
Stimmt, man sollte sich immer treu bleiben!!! ABER bis wo hin ist man sich noch treu und vorallem noch der “alte“, ohne sich sebst zu verlieren oder verraten?!?!
Vielen Dank, dass wünsche ich dir natürlich auch!!!
Liebe Grüße
Daniel
Vielleicht wird mein Beitrag wieder zu kritisch gesehen oder ich liege komplett falsch und man sieht über ihn hinweg … ABER ich möchte ihn dieses Mal mit meinem Lieblingszitat eröffnen …
“Freundschaft ist ein schönes Wort.
Freundschaft wechselt oft den Ort.
Freundschaft finden das ist schwer.
Freundschaft halten noch viel mehr!“
Ich habe Hier und in der Ferne lediglich noch Bekannte, alle Freundschaften sind aus den zb oben genannten Beispielen kaputt gegangen oder gescheitert. Dabei glaubte ich jedes Mal fest es sei die Freundschaft schlecht hin und sie überstehe alles. Ich habe mich, so sehe ich es zumindest, immer wieder aufgerieben und sehr viel bis alles für Freunde gegeben. Ähnlich lief es bei meinen wenigen bisherigen Beziehung, oder da wo ich dachte sie könnten es werden… Auch “wenn ich mich hier natürlich nicht von Fehlern frei sehe“ kann und will. “I did it my way“ trifft es wohl noch am Besten.
All dies schmerzt mich bis heute noch unendlich und ich kann es nicht verstehen und kaum überwinden.
Und während ich seit Jahren einfach versuche in Dresden und auch der sogenannten Szene, die ständig nach Toleranz und Akzeptanz für sich schreit und klagt, Freundschaften oder gar mein Glück zu finden und gründen, muss ich feststellen dass sie selbst einfach nur intolerant und oberflächlich ist…doch dies ist heut ja nicht ganz das Thema, wobei es irgendwie doch dazu passt…
Ich habe durch meinen Sport in aller Welt “Freundschaften“, Israel/Frankreich/England/Irland/Spanien/Deutschland/Ukraine … aber kann man das alles Freundschaft nennen, sind es im Endeffekt nicht nur Bekannte-auch wenn man sie mehrmals im Jahr sieht und es recht herzlich wird? Oder sie doch in der Nähe oder gar Dresden wohnen?
Aber ist es nicht gerad eine Krankheit der Gesellschaft oberflächlich zu sein, kaum noch wirklich und oder langfristige Freundschaften zu haben? Und gar an ihnen zu arbeiten und für sie zu kämpfen. Eine Gesellschaft wo man teilweise nicht einmal mehr die Nachbarn kennt oder grüßt und jeder nur an sich und seinen Vorteil denkt und nur noch Leistung und Erfolg des Einzelnen zählen?
Sind Fernfreundschaften, wenn es so etwas überhaupt gibt, nicht generell zum Scheitern verurteilt?? -schließlich wächst eine Freundschaft nicht einfach so, nur weil man sich ein paar Tage oder so kennt, trifft und ein paar kleine Interessen und Gemeinsamkeiten teilt. Es ist doch kaum noch jemand bereit wirklich etwas zu investieren aber gern so viel wie möglich raus zu holen.
Ich habe auf all diese Thesen und Fragen natürlich keine generellen Antworten, DOCH ich wünsche mir und dir das sich einiges ändert und zum Guten entwickelt. Und deine Freundschaften wachsen und gedeihen! Schließlich ist Freundschaft ein zartes und empfindliches Pflänzchen was seeeehr viel Pflege braucht!!!
Ganz liebe Grüße
Autor
Hallo Daniel,
Danke für Deinen ausführlichen Kommentar! Er ist nicht zu kritisch, Nein. Kann überhaupt was zu kritisch sein? Es ist doch toll, dass Du deine Gedanken und Meinungen mit mir/uns teilst.
Das Zitat ist wirklich schön und passt echt gut.
Freundschaften die kaputt gehen können wirklich sehr schmerzen ja, Fast schon, als würde eine Beziehung kaputt gehen. Aber so ist der Lauf des Lebens, denke ich. Ich glaube aber schon, dass es möglich ist Fernfreundschaften zu führen. Aber Dein Ansatz, dass es doch auch eher Bekanntschaften sein könnten, ist auch nicht verkehrt. Wie oft siehst Du denn Deine Freundschaften in aller Welt? Oft oder selten?
Die Gesellschaft ist zu einer weg-werf-Gesellschaft geworden. Dinge werden lieber weggeschmissen, statt sie zu reparieren. Besonders bei Liebe und Partnerschaft ist das heutzutage oft der Fall. Bei Freundschaften natürlich auch. Ich finde das Furchtbar. Aber da kann man die Leute nicht ändern. Man kann sich nur selbst treu bleiben.
Ich wünsche Dir eine schöne Woche! :) Und natürlich tolle Freundschaften!
Modische Grüße,
Matthew <3
Ich kennen das Gefühl, allerdings aus der anderen Perspektive. Ich war immer der, der weggezogen ist. Durch berufliche und private Gründe, bin ich indessen schon elf mal quer durch Deutschland gezogen. Die wenigsten Freundschaften haben das auf Dauer überstanden. Die aber, die bis heute bestehen bleiben, sind um so wertvoller!
Ich bin froh das mein bester Freund um die Ecke wohnt, aber es ist auch schön mal wieder nach Berlin oder Dresden zu kommen und dort Freunde wieder zu treffen. Manche Freundschaft besteht, obwohl man sich nur alle Monate mal persönlich sieht. Die Qualität machts, nicht die Quantität. Und etwas Fernweh schwingt dann oft auch mit…
Autor
Hallo Uwe,
Danke für Deinen Kommentar. :)
Ist ja auch interessant, das mal aus der anderen Perspektive zu erleben. Das hat Dich ja bestimmt auch viele Emotionen gekostet!
Qualität vor Quantität, auf jeden Fall. Das ist ein guter Ansatz!
Liebe Grüße,
Matthew <3