You are so normal! Ist für mich eine regelrecht beleidigende Aussage. Doch normal sein erreicht in diesem Jahr ein neuen Status. Die Fashionwelt scheint komplett umgekrempelt durch Normcore.
Normcore, ein Trend der absolut einfach zu verstehen ist. ‘ Normcore’ setzt sich zusammen aus normal und hardcore, also im Klartext extrem normal. Die langweilige fit-in-underground-Mode wird auf einmal interessant. Man nehme ein weißes Shirt, Blue Jeans und kombiniert diese zu Rucksäcken und Sneakers oder Birkenstock-Sandalen, am besten noch mit weißen Socken. Alle sind gelangweilt von den perfekten red carpet Outfits. Anstatt sich aufwendig gestylt zu präsentieren, ist die minimalistische Normcore-Attitüde viel interessanter. Mit dem Longboard und den neuen Sneakers durch die Stadt zu cruisen ist viel entspannter und praktischer-Normcore!
Der Sinn ist natürlich, sich irgendwie doch, auf eine geschickte Weise, von der Masse, durch extrem normal sein, abzuheben. Nun, das ist doch nicht so einfach zu verstehen. Anstelle von High Heels, sah man die Models auf der fashion week mit einfacher footwear laufen. Das Verlangen nach Individualität schwindet allmählich. Ich persönlich finde es interessant zu beobachten, wie die Designer auf den Boden geholt werden und die sonst so perfekten Outfits an Models im Normcore-Look präsentiert werden. Außerdem ist es äußerst entspannt, nicht ratlos vor dem Kleiderschrank zu stehen, um sich die perfekte Kombination zusammenzustellen. Andererseits ist doch die Individualität genau das, was uns zu etwas Besonderen macht. Eben nicht in der Masse mit schwimmen und normal sein. Das Gefühl des Stolzes beim Tragen eines aufwendigen, außergewöhnlichen Outfits ist doch nicht zu ersetzen und für mich unentbehrlich. Dieser Moment, wenn du weißt, dass alle Augen auf dich gerichtet sind und die Gedanken der anderen so laut sind, dass du sie verstehen kannst, gibt doch die Bestätigung für deine Mühe.
Man könnte noch lange darüber diskutieren, indessen denke ich, ein bisschen normcore ist entspannend und auflockernd und tut uns zur Abwechslung auch ein bisschen gut.
Text: Lena Lu Foto: Lena Lu