Schuluniformen an deutschen Schulen?
Heute Nachmittag hielt ich im BSZ für Wirtschaft, in der Dresdner Neustadt eine Rede über das Tragen von Schuluniformen. Ich bekenne mit ganz klar dagegen! Hier meine Komplette Rede, so wie ich sie vor den Schülern und Lehrern der 12. Klasse hielt:
Liebe Schüler, Liebe Lehrer,
regelmäßig kommt die Debatte wieder hoch, wie das Gras beim Wiederkauen einer Kuh. Wollen wir englische Verhältnisse? In vielen Schulen müssen dort die Kinder Uniformen tragen. Sie entgehen damit dem Druck der Markenkleidung. Oder ist diese Regelung nur Schein? Ein Streitgespräch.
Spätestens seit Joanne K. Rowlings Harry Potter Bücher verfilmt wurden, ist jedem klar: Schuluniformen können verdammt gut aussehen. Was in der Zauberwelt um Harry Potter elegant und fast schon elitär wirkt, lässt sich aber nicht ohne Weiteres in die Realität übertragen. Schuluniformen tragen zur Gleichstellung bei. Sie vermitteln das Gefühl einer Zusammengehörigkeit, heißt es immer. Ja immer
Im Grunde genommen sind Schuluniformen nichts anderes als eine Einheitskleidung. Sie sollen ein Gefühl des Zusammenhaltes vermitteln. „Wir bekennen uns zu unserer Schule.“ So weit so gut. Doch wer versichert dem Lehrer, dass der Schüler sich mehr zur Schule bekennt? Eine Psychologische Studie, oder die Annahme von Politikern? Motivation steigt nicht, indem man aussieht wie jeder andere. Unter der Annahme, dass jede Schule ihre eigene Uniform gestaltet, ergibt sich aber folgendes Problem: Jeder Schüler ist durch seine Schuluniform auch schnell einer bestimmten Schule zuzuordnen: Die örtliche Hauptschule trägt dann beispielsweise blaue Hemden, die Gymnasiasten grüne.
Es besteht die Gefahr, dass sich die unterschiedlichen Schulformen durch die Einheitskleidung weiter voneinander abgrenzen und sich so die gesellschaftliche Kluft zwischen den verschiedenen Schulformen vergrößert. Erst wird am Namen kritisiert, darüber diskutiert, ob man nicht den Mittelschulen den Slogan Oberschule verpasst, dann sind unsere Outfits falsch. Am nächsten Tag wird das Essen noch einheitlich, damit sich auch ja jeder beim Gang in den Essensraum nicht benachteiligt fühlt, wenn er Wienerschnitzel isst, statt Seelachs, wenn er Brokkoli verdauen muss, statt Grießbrei.
Ja und wenn das Essen einheitlich geworden ist, dann knöpfen wir uns doch mal die Haarfarbe vor, die Farbe der Fingernägel der Mädels, die Schiefer Mappen, die Brotbüchsen, die Taschen, eure Schuhe, Armreifen, Uhren, Ohrringe und wenn wir schon mal dabei sind, warum nicht gleich noch das Geschlecht? Einheitskleidung soll neben dem Zusammengehörigkeitsgefühl zur jeweiligen Schule aber auch das Gleichheit Gefühl der Schüler stärken. Wenn jeder das Gleiche trägt, gibt es kein Mobbing mehr. Richtig? Falsch! Eine sehr gute Freundin von mir kommt heimatlich aus Kuba. Kuba ist eine sozialistische Republik.
Die Vereinheitlichung der Menschen, das Gleichheit Gefühl, wird dort, im Heimatland ihres Vaters, an allen Ecken und Enden gepredigt. Schuluniformen gibt es auch. Ebenso wie Mobbing. Denn wenn die Kleidung keinen Angriffspunkt mehr bietet, werden alternativ einfach die Schultaschen, die Schnürsenkel oder die Haarbänder bewertet. Oder schlimmer noch: die Haarfarbe, die Figur, das Gesicht.
Ob Kinder aus mehr oder weniger wohlhabenden Verhältnissen stammen, ist auch mit Einheitskleidung noch sichtbar. Das Auto mit dem er vorgefahren kommt ist größer als das, was bei Porsche im Schaufenster steht. Seine Schultasche sieht noch billiger aus, als seine von Kik! Eine Gleichheit in Schulen? Völlig unmöglich. Ich sollte wohl lieber sagen: völlig unnötig. Das Einzige Argument für Schuluniform ist: “Man erkennt den Charakter des Schülers besser!” Aber auch das lässt sich aushebeln.
Wenn der oder diejenige zu unintelligent ist, den Charakter eines Menschen Anhand von Kleidung fest zu machen, dann hilft wohl auch bei der oder die keine Schuluniform mehr. Dann wurde schon viel eher etwas falsch gemacht. Nämlich in der Erziehung.
Neben diesen Kritikpunkten gibt es auch ganz banale Alltagsprobleme, die gegen die Einführung von Schuluniformen sprechen. Das fängt beim Waschen der Uniformen an. Eltern, die sich nur eine oder zwei Uniformen leisten können, müssen die Kleidung unter der Woche waschen und trocknen und zwar mehrfach– Das ist zweifelsohne ein Mehraufwand. Wenn die Uniformen kaputt gehen, können sich nicht alle Eltern den Neukauf leisten. Und auch in diesem Punkt zeigt sich wieder, dass Schuluniformen keine Gleichheit schaffen.
Und wenn wir schon an einer Wirtschafts Schule sind, dann lasst es uns auch einmal wirtschaftlich betrachten. Trägt ein Kind oder Jugendlicher in Zukunft nur noch Uniform in der Schule, so braucht er bei weitem nicht so viel Kleidung, wie es die Jugend derzeit in ihren Kleiderschränken hängen hat. Man stelle sich vor zu Primark Eröffnungen kommt wirklich kein Mensch mehr, weil ja alle nun Uniform tragen. H&M gleicht einer Wüste, eine Oase ist nicht in Sicht. Erhebliche Einbußen sind da stark vorprogrammiert. Wenn der Teenie nicht mehr loszieht, Freitag Nachmittags, um mit Freunden die Läden leer zu shoppen. Wenn er sich mit all den coolen Sachen eindeckt, die ihn und sein Style ausmachen. Wirtschaftlich, für die Läden gesehen, eine Katastrophe.
Du musst früh’s nicht mehr überlegen was du anziehst, was du kombinieren kannst, auch wenn das einige bisher ohnehin nicht taten. Du musst ja eh jeden Tag das gleiche anziehen, also wozu shoppen? Wie stichst du jetzt aus der Masse hervor? Dein Schwarm ist plötzlich universell austauschbar, ebenso wie du. Ich finde eine einheitliche Kleidung erwartet einige Schüler noch früh genug! Nämlich später in der Arbeitswelt, wenn es heißt: Berufsbekleidung. Stewardess, Pilot, Hausmeister, Anwalt und Richter, Karstadt Mitarbeiter, Bäckersfrau, Lidl-Kassiererin, Müllmann, Polizist. Die Liste der Berufsbekleidung ist lang. Also warum schon jetzt eine Kleidung vorschreiben?
Ich bin dagegen, dass ihr alle ausseht wie Piloten, oder Lidl Verkäufer, ich möchte das an mir und an euch sehen, was ihr gerne tragen möchtet.
Dankeschön!