Berlin – Hauptstadt. Partystadt. Modestadt.
Als ich nach Berlin gezogen bin (ziemlich spontane Entscheidung) wusste ich nicht wirklich, was mich dort so alles erwartet. Klar, Berlin ist die größte Stadt und zugleich Hauptstadt Deutschlands, dass es hier also einiges zu sehen und zu erleben gibt, war mir natürlich bewusst. Jetzt – ca. 1 Jahr später – weiß ich, hier möchte ich so schnell nicht wieder weg. Berlin ist eine Welt für sich, bunt, laut, vielseitig, lebensfroh und inspirierend, und gleichzeitig ein großes Dorf in dem man sich schnell kennenlernt.
Die Parties, die hier gefeiert werden, sind ebenfalls eine Welt für sich; eine Welt, in die man eintauchen und sich komplett verlieren kann, in die man hinein gerät und den Rest der „normalen“ Welt zu vergessen scheint. Hauptsächlich das Berghain hat es mir sofort angetan (aber auch andere der zahlreichen Techno-Clubs), jeder meiner Berliner Freunde hatte mir schon davon erzählt, ich habe im Internet darüber gelesen und wusste, das war ein Club in den ich rein musste.
Das Berghain ist anders als jeder andere Club, es herrscht dort eine Art Ausnahmezustand. Ich gehe dort sehr gerne auch alleine hin, um nachzudenken, Spaß zu haben, neue Leute kennenzulernen, um zu entspannen, um zu tanzen. Einfach um meinen Kopf frei zu machen und die Normalität draußen vor der Tür für ein paar Stunden zu vergessen. Viele der Outfits, die „Berghainis“ (= regelmäßige Besucher des Berghains) tragen, geben mir Inspiration für neue Modeskizzen und Entwürfe; die Farben sind dunkel und kühl, vorwiegend schwarz, weiß, gold, grau, silber, und der Stil allgemein in etwa eine Mischung aus Gothic und Hipster, auch wenn man dies so nicht unbedingt zu einem Berghaini sagen sollte, da der „Techno-Style“ ja was ganz anderes ist als Gothic oder Hipster. Für mich stellt der Berghain-Techno-Stil eine eigene Moderichtung dar und ist eine der wichtigsten in Berlin.
Die everyday street fashion in Berlin ist so unterschiedlich und abwechslungsreich wie in anderen Großstädten auch, dennoch stechen einem vor Allem die vielen Hipster und „gechillten“ jungen Leute ins Auge, Männer oft mit Vollbart, der ja jetzt wieder richtig „in“ ist, vintage Sonnenbrillen mit runden Gläsern, vintage Rucksack, bunte Hosen oder Shorts, und am wichtigsten: die Sneakers. Jeder hat sie, jeder liebt sie, ohne Sneakers kommt man in Berlin nicht weit. Vintage-Hippie-Hipster-Festival-Drogen-Studenten, so nenne ich diese Leute immer, die Open Airs und Festivals lieben, sehr oft Mary-Jane rauchen und deshalb entspannt und immer gut drauf sind. Ist nicht so ganz meine favorisierte Modestilrichtung, trotzdem gefällt mir die Stimmung die dabei entsteht.
Während man die gerade genannten „Studenten“-Modestile hauptsächlich in Friedrichshain, Kreuzberg, Neukölln oder auch im Prenzlauer Berg antrifft, findet man etwas weiter westlicher, vor Allem in Berlin Mitte rund um die Friedrich Straße und den Postdamer Platz, sowie am Ku‘Damm, mehr Luxus- und Haute-Couture-Fashion. Berlin ist zwar nicht Paris, dennoch sieht man hier schon einige sehr gut und auch teuer gekleidete Leute, unter anderem Designertaschen von Louis Vuitton, Longchamp, Prada etc.., Frauen mit teuren Highheels und Pumps, in Kostümen oder eleganten Outfits, schicke business-men im Anzug, oder smart-casual gekleidet in Hemd und Jeans, sowie ältere sehr vornehm gekleidete Ehepaare. Dazwischen natürlich immer wieder sehr eindeutige Touristen, die für ihren Berlin city-trip bequeme und praktische Kleidung tragen, sowie ständig auf die Stadtkarte/das Smartphone schauen und verzweifelt nach Schildern suchen und dadurch sehr oft im Weg rumstehen ;-)
Und ansonsten gibt es in Berlin natürlich noch all die anderen Menschen, die „Normalen“, die vielleicht „etwas verwahrlost“ gekleideten Leute die nicht so viel Wert auf ihr Äußeres legen (muss es ja auch geben), viele Obdachlose, die entweder Zeitungen verkaufen, Geld erbetteln oder Flaschen sammeln, sehr gläubig gekleidete Menschen in Burkas oder Ähnlichem, Fussballfans, Cross-Dresser, Drag Queens, fashion victims, Paradiesvögel, Leute in Fetisch-Klamotten, Punks, Gothics, etc… und manchmal – ob man will oder nicht – sieht man auch den ein oder anderen nackt durch die Gegend laufen… #whynot
Das Schöne an Berlin ist einfach diese Vielfältigkeit und die weitgehend sehr große Toleranz für diese Vielfältigkeit, jeder kann sein und sich kleiden wie er will, es gibt auf jeden Fall immer etwas zu sehen und das bedeutet sehr viel Kreativität und Inspiration für mich als Künstlerin und angehende Modedesignerin.
Text: Barb Barao for mister-matthew.de I Foto: Barb Barao (selfmade painting for her article)