Mein Werk war fast vollbracht. Zwei Shootings waren geschafft und zwei standen noch aus, an meinem zweiten Tag in Berlin, für meinen persönlichen Marathon.
Ganz sanft, aber leider ohne Kaffee, bin ich nach einer kurzen Nacht, welche geschmückt mit Mc Donald, Nacht Spaziergang und Kunst war, auf dem Sofa in Barb’s Wohnung erwacht. Das Wetter war lecker und mein Tagesprogramm noch viel mehr. Die Sonne schien, Barb war schon auf den Beinen und mein Telefon brummte und summte wie blöd. Mein Wecker scheint eine Diva zu sein. Schwer erhob ich mich und warf einen Blick aus dem Fenster. Es schien die Sonne, denn sie küsste mich direkt ins Gesicht.
Ich verlief mich im Bad, denn im Gegensatz zu euch, bin ich leider keine Naturschönheit! Früh brauche ich etwa eine halbe Stunde dort. Ich muss meine Stimme ölen, mein Haupthaar mit weißer Kreide bemalen und meine Haut straff nach Hinten spannen. Und so entsteht mit Pressluft und Beton, gebacken bei 220°C, ein Mister Matthew. Die Glasur stellte für diesen Tag ein weißes T-shirt, eine schwarze Anzughose, Hosenträger und meine 16€ Lederschuhe dar. Fertig war mein Outfit für Tag II in Berlin.
Kurz nach 10 verließ ich gemeinsam mit Barb die Wohnung. Für sie ging es gen Universität und für mich gen Alt-Tegel, zu meiner neuen Agentur in Berlin. Es stand ein Polaroid Shoot an. Wir gingen an der U-Bahn Station getrennte Wege. An dieser Stelle muss ich noch einmal betonen, was ein liebes und interessantes Wesen Barb ist. Sie ist eine der wenigen, abgesehen von euch natürlich, die mich wirklich versteht und nachvollziehen kann. Danke Barb, es war großartig bei dir!
Und so stieg ich in die U-Bahn in die eine Richtung und Barb in die andere. Ich musste bis knapp an die Endstation, da das Studio der Agentur sehr außerhalb von Berlin liegt. Je weiter ich vom Zentrum weg fuhr, desto mehr fühlte ich mich unwohl. Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen “außerhalb” der Stadt weniger Verständnis in Sachen Mode haben. Ihre Augen starrten mich an, als wäre ich Ungeziefer in ihren vier Wänden. Hier sank die Toleranz Grenze, sowie die Bereitschaft Geld für Mode auszugeben. Anscheinend ist Primark auch noch zu teuer. Ich komme auf diese Gedanken, weil ich mich unwohl fühlte. Man erhaschte nicht mehr die Blicke, die sagten dass man akzeptiert wird. Die Blicke riefen “Was macht der denn hier?”. Tut mir leid, dass meine Agentur in eurem Revier ansässig ist.
Eine lange U-Bahn Fahrt und einen Marsch von ca. 20 Minuten später, stand ich völlig fix und fertig, da ich mein komplettes Gebäck mit mir herumschleppte, vor der Tür zur Agentur. Hier wurde ich sehr herzlichst empfangen, mir wurde ein Kaffee im Tausch meines Koffers gereicht und ein Platz am Büro Tisch vom Chef, mit dem ich mich eine Weile verquatschte. Nun gut. Es war also an der Zeit ein paar Polaroids anzufertigen. Er schnappte sich die Kamera, während ich mich vorm Spiegel zurechtzupfte. Ich stellte mich vor eine weiße Wand, habe meine Anweisungen bekommen und dann ging es auch schon los. Gerade schauen ohne Gesichtsausdruck nach vorne. Gerade schauen mit Gesichtsausdruck nach vorne. Seitenprofil links, Seitenprofil rechts. Portrait Bild. Ganz Körper Bild. Ganz Körper links und wieder rechts. Nach einer Weile ging es nach draußen, vor eine Backstein Wand, welche von der Sonne ausgeleuchtet wurde. Hier sollte natürliche Bilder von mir entstehen. Lächelnd, grimmig, lasziv.. . Besonders schwer hierbei war die Sonne, die mir einige male Tränen in die Augen zauberte, da ich direkt mit Blickrichtung zu ihr stand. Später ging es wieder hinein, um ein Video aufzuzeichnen wie ich laufe. Hierzu wurde eine Videokamera genommen und gefilmt, während ich den Gang auf und ab ging, was mehr Spaß machte als erwartet. Die Agentur von der ich hier spreche heißt AccandoModels mehr zu lesen mit meiner Ersten Begegnung mit dieser Agentur gibt es Hier.
Als ich fertig war, watschelte ich mit meinem Leben Namens Koffer zurück zur U-Bahn Station, um direkt zum Potsdamer Platz zu fahren, wo 14 Uhr ein Shooting auf mich wartete. Ich war zu zeitig vor Ort, weshalb ich kurzerhand entschied mich ins örtliche Starbucks zu setzen. Hier trank ich irgendwas mit Strawberrys, saß im Sony Center und beobachtete die Leute. Eine sehr interessante und spannende Sportart, müsst ihr mal ausprobieren. Setzt euch wohin, am besten in einen Park, ein Cafe mit Schaufenster oder einfach ins Sony Center und beobachtet die Leute. Hier sieht man wirklich interessante Menschen und denkt sich Geschichten. Was könnten die hier machen? Wo kommen die her? Bla, Bla, Bla. Langeweile eben.
Doch dann war es auch schon so weit. Tony Krüger, von Maratony Arts kam vom weiten angelaufen. Wir begrüßten und unterhielten uns, während wir einen Ort zum Fotografieren suchten.
Zuerst blieben wir im S-Bahnhof hängen, wo wir anfingen Fotos zu machen. Es sollte nach nicht zu verkrampften Lifestyle Business aussehen. Und das ist uns ganz gut gelungen, denke ich! Hierbei war es natürlich von Vorteil, dass ich mein Leben Namens Koffer dabei hatte. Ich sah aus wie ein Mister Matthew auf durchreise. Und so genommen war ich das auch.
Wir wechselten den Ort und landeten mitten auf der Kreuzung vom Potsdamer Platz, an dem die Sonne langsam sank, die Autos und Touristen wach wie eh und je, von A nach B sich tummelten. Danach fanden wir in einer Seitenstraße ab vom Potsdamer Platz eine große Wiese, welche ebenfalls als Model herhalten musste. Und so poste ich wie ein kleiner Osterhase auf der Wiese, während Tony versuchte mit der Kamera ein Model fest zu halten, statt einen Osterhasen. Anschließend stellten wir uns an eine Hausmauer, auf welche die Sonne schien, als sie gerade am untergehen war. Hier entstanden Bilder, welche aussehen wie aus den 20ern. Ich flirtete mit der Linse von Tony, als gebe es kein morgen mehr. Kleiner Tipp an alle die, die selber öfter vor der Kamera stehen: Wenn eine Nahaufnahme gemacht wird und die Linse, bzw. das Objektiv groß genug ist, könnt ihr euch im Glas davon selber sehen. Hier könnt ihr also mit eurem “Spiegelbild” flirten und seht in etwa, wie ihr schaut. Mimik lassen sich hier immer leicht und spielerisch selbst einsehen.
Einen Blick ab von Tonys Linse und ich entdeckte einen Porsche (Oh Gott lasst mich lügen, ich glaube Porsche Panamera!?) am Straßenrand stehend. Eine perfekte Kulisse für ein tolles Foto, dachte ich mir, nichts wie hin, mir nach! Hier entstanden die besten Bilder, wie ich finde. Das Kennzeichen des Wagens hatte zufällig die Initialen von Tony Krüger, nämlich “TK”. Wie lustig dachten wir uns. Dennoch musste Tony das Nummernschild in der Nachbearbeitung unkenntlich machen. Logisch! Aus dem Nummernschild mit “TK” wurde “Maratony”, was eine echt raffinierte Idee ist!
Video vom Shooting
Hier sind die Ergebnisse vom Shooting mit Tony Krüger von “Maratony Arts”.
Was meint ihr zu den Fotos? Wie wäre es mit einem Kommentar? :)
Nach dem Shooting trennten sich unsere Wege in der U-Bahn. Ich fuhr gen Alexander Platz, um rechtzeitig meinen Bus in Richtung Heimat zu erreichen. Hier bekam ich kurz einen Panik Anfall, weil ich mein Ticket vorzeigen musste, welches ich digital im Handy gespeichert hatte, jetzt aber mein Internet eine Allüre bekam und nicht funktionierte. Der Busfahrer ließ mich mit Ausweis Vorzeigen und Abhacken auf seiner “Wer fährt mit in meinem Bus Gästeliste” trotzdem mitfahren. So wie mein Gepäck verstaut und meine Jacke vorbildlich an den Hacken gehenkt wurde, ging mein Internet wieder. Na Supi..
Auf der Heimat starrte ich auf die dunklen Straßen von Berlin und freute mich. Ich freute mich über die Leute welche ich getroffen und die Projekte, welche ich in Berlin erleben konnte, über mich selbst und über Berlin. Es machte mir riesigen Spaß. Ich fühlte mich frei und ungezwungen, ich fühlte mich künstlerisch und vollkommen. Und es fühlte sich verdammt richtig an! Ich kam nicht umhin mich zu fragen was mich zu einem guten, vollkommenen Künstler machen würde und könnte. Für mich ist nicht das Ziel das Ziel, sondern der Weg zu meinem Ziel. Auf dem Weg treffe ich die Menschen mit denen ich an Kunst arbeiten kann, auf dem Weg mache ich Kontakte, auf dem Weg habe ich meine Erlebnisse und Erfahrungen, auf dem Weg habe ich meinen Willen, meinen Spaß, mein Ziel. Denn wenn ich alt und faltig bin, in meinem Ohrensessel sitze und meinen Enkeln von meiner Karriere als Künstler berichte, so mag das schön und gut sein. Doch das von dem ich da erzähle, befindet sich nicht an meinem Ziel..sondern liegt alles auf dem Weg, auf dem Weg zu meinem Ziel
Ich kam für mich zu dem Entschluss, dass es nicht die Likes bei Facebook sind, nicht das Geld was man dafür bekommt, nicht die Anerkennung oder das Lob, nicht die Aufmerksamkeit und nicht das Prestige. Es ist einzig und alleine die Leidenschaft. Ich Liebe mit Leidenschaft. Und Mode und Kunst Liebe ich.
Ohja, wie ich sie Liebe..
Mister Matthew
♥
Ich danke dir! :)