Nachdem ich im Dezember meinen letzten Vogue Talk veröffentlicht hatte, war bei mir die Luft, die Lust auf Vogue, raus. Ich weiß nicht ob der Weihnachtsmann sie mitgenommen hat, oder ob sie ein Böller zu Silvester getroffen hat. Aber sie war weg, die Lust. Spurlos.
Nein mal im Ernst: Ich war recht angesäuert und enttäuscht zu gleich, da die letzten Vogue Ausgaben sich kaum unterschieden hatten. Es gab die gleichen Anzeigeseiten, die gleichen Gesichter, ja teilweise sogar die gleichen Bilder in den Artikeln.
Da machte es mir einfach keinen Spaß mehr zu blättern, zu finden, zu schreiben. Also entschloss ich mich, für eins, zwei Ausgabe Pause zu machen und die Zeit abzuwarten, ganz in der Hoffnung, dass wenn ich im März wieder anfangen würde, die Vogue Ausgaben keine Zwillinge mehr wären. Und das sind sie auch nicht mehr. Ein Glück!
Mich erreichte die Vogue völlig unerwartet, als ich aus Leipzig kommend, Zuhause ankam. Ich hatte die Hände voll mit Koffer und Tasche, in meinem Mund biss ich fest auf die Vogue. Tut mir leid, aber anders ging es nicht. Bei genauerer Betrachtung fiel mir auf: ich biss Anna Ewers – der neue deutsche Liebling der Designer und Fotografen – mitten ins makellose Gesicht. Upps. Zuhause angekommen knallte ich die Sachen in die Ecke und drapierte mich inmitten von Kissen auf dem Sofa. Ich riss die durchsichtige Hülle auf und schlug sie auf, die deutsche Vogue März 2015, in voller Vorfreude, mit Glücks Tränen in den Augen.
Nein, so schlimm war es nicht. Aber dennoch freute ich mich sehr. Auf gehts, dachte ich mir.
Vogue Talk: Neue Kampagnen !
Zu meiner vollen Freude und meiner totalen Zufriedenheit, klaffte mich auf der ersten Seite keine übergroße Louis Vuitton Werbekampagne an. Und auch die zweite Seite unterschied sich von den anderen Zwillings Ausgaben in den vorherigen Monaten. Ich atmete tief durch. Ich konnte wieder Vogue Talk machen und musste nicht wie ein verrückt gewordener Kritiker durch den Condé Nast Verlag rennen und laute Anti-Zwillings-Vogue-Parolen brüllen. Blieb mir das zum Glück erspart.
Ich blätterte also ambitioniert weiter. Die ersten Seiten wirkten total erfrischend. Sie wurden für den Frühling vorbereitet. Alle möglichen Farben strahlen mit den Models um die Wette. Es wirkt alles viel belebter als die letzten Vogue Ausgaben in denen Abwechslung nicht groß geschrieben wurde. Irgendwo zwischen Tom Ford und DKNY findet sich das Editorial von Christiane Arp wieder, welche uns mit ihren Worten heimlich zu verzaubern versucht. Christiane Arp ist eine tolle Frau, muss an dieser Stelle mal gesagt werden.
Pssst: Für alle Schnäppchenjäger und Gratisproben Sammler: die erste Gratisprobe gibt es von Dior auf Seite 41!
Laut Tom Ford scheint es IN zu sein eine blonde Mähne und eine sehr markante, schwarze Brille mit großen Rahmen zu tragen, zumindest klafft in dieser Optik ihr Werbebild auf Seite 79. Calvin Klein scheint dabei im Herbst/Winter letzten Jahres hängen geblieben zu sein. Als einzige präsentieren sie in dieser Ausgabe einen sehr kalten, kühlen, farblosen Look. Hallo lieber Calvin, es wird Frühling!
Danach kommen erst einmal die ganzen Werbungen, Make Up und Style Tipps. Was ich neulich erfahren habe: wusstet ihr, dass die Tipps, welches Make Up, welches Outfit, .. am besten aussieht immer von den Anzeigenkunden genommen wird und von keiner dritten Marke? Also wenn Ich zum Beispiel Werbung in der Vogue machen würde, von sagen wir “MatthewMakeUp”, dann würden die Redakteure weiter hinten in der Zeitung bei den Empfehlungen mein Make Up als das Beste empfehlen, auch wenn ein anderes von der Marke xyz besser wäre. Krass oder? Ich finde das furchtbar. Kein wunder das Blogs in den letzten Jahren einen so hohen Aufschwung erlebten und sich vor Lesern kaum retten konnten. Weil sie ehrlich sind.
Dafür gibt es einen riesen großen Daumen nach unten! Wenn ihr euch trotzdem beraten lassen wollt, dann findet ihr Beauty Tipps ab Seite 175.
Vogue Talk: Anna Ewers
Im hinteren Teil der Vogue Talk Ausgabe März 2015 dreht sich fast alles nur um das Cover Girl Anna Ewers. Eine Shooting Strecke folgt der anderen. Eine unterschiedlicher als die andere, zumindest Klamotten technisch. Ihr Gesicht? Scheint wohl aus Ton oder so zu sein. Ein wahnsinnig langweiliges Gesicht. Noch schlimmer: die Gesichtsausdrücke. Doch was schreibe ich da? Welche Gesichtsausdrücke. Glaubt mir, wenn ihr morgen früh beim Frühstück euer Toastbrot an flirtet, dann habt ihr größere Chancen einen tollen Blick zurückgeworfen zu bekommen, als einen tollen Blick bei Anna Ewers zu finden. Wer mir jetzt nicht glaubt (!) der gehe bitte zu Google und gebe da ein “Anna Ewers”. Ihr werdet euch wundern und fragen, warum Google euch immer das gleiche Bild zeigt. Es sind hunderte unterschiedliche. Aber Anna’s Ton Gesicht stellt eine optische Täuschung dar, es lässt euch denken es wäre 14551888792 mal das Gleiche. Auweia.
Also blättere und blättere ich und schlafe bereits fast ein dabei, als ich von Seite 305 zu 306 umschlage und ohne jegliche Vorwarnung ejakuliere. Mich klafft ein in Flammen stehendes Model an. Daneben steht ein Name: Alexander McQueen.
Wer Alexander McQueen’s Mode nicht mag oder kennt, ist leider Gottes kein echter Fashionista. Ein Kenner der Modewelt gleich gar nicht. Auf den folgenden Seiten zieht sich ein langer und vor allem toller Artikel über ihn durch die Vogue, mit Texten, Zitaten, Interviews und Outfits des Designers, welcher sich im Jahre 2010 das Leben genommen hatte, kurze Zeit nachdem seine Mutter verstarb. Und ihr müsste das Ausprobieren: mit jedem neuen Bild auf einer Seite die ihr neu umschlagt bekommt ihr einen Orgasmus. Also bitte nicht in der Öffentlichkeit anschauen!
Letztendlich bin ich froh, dass die Vogue mir seit trockenen 3 Monaten einen Fashion Orgasmus bieten konnte. Danke Ehefrau Vogue. Hoffentlich dauert es bis zum nächsten Vogue Talk Höhepunkt keine weiteren 3 Monate. Ahoi!
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