Große Stadt, schnelles Leben: Wie Männer in Berlin mit der Einsamkeit umgehen
Jeder von uns hat sich bestimmt schon einmal in seinem Leben einsam gefühlt. „Es ist die heutige schnelllebige Gesellschaft, die uns krank und einsam macht!“, so oder ähnlich hört man immer wieder verlauten. Doch ist es wirklich unsere Gesellschaft, die uns zur Einsamkeit verdammt oder aber sind wir es, die der Einsamkeit lächelnd die Tür öffnen und uns von ihr unser Leben bestimmen lassen? Wie kommt es, dass die Zahl der Alleinlebenden heute fünf Mal höher ist als noch vor 60 Jahren? Und gibt es einen Unterschied zwischen Großstädten und dem Leben auf dem Land?
Warum wir uns einsam fühlen
Wer in einer Großstadt lebt, scheint zur Anonymität gezwungen: von den Nachbarn kennt man gerade den Namen (der Briefkästen sei Dank!), die Familie ist weit weg und man mag ja auch nicht jeden Abend mit den Kollegen was machen. Umfragen haben ergeben, dass die meisten Menschen sich nicht einsam fühlen, weil sie in einer Großstadt leben, sondern weil der Wechsel vom Kleinstadt-oder Dorfleben zum Großstadtabenteuer häufig zu Einsamkeit führt. Und auf dem Land sieht es oft auch nicht besser aus: viele vor allem junge Menschen fühlen sich oft erdrückt von Mehrfamilienhaushalten und eingeschworenen Dorfgemeinschaften. Um der vermeintlichen Einsamkeit zu entrinnen, aber oftmals auch aus Zeitnot oder weil man müde von der Arbeit ist, nutzen immer mehr Menschen Dating-Portale, ganz bequem vom heimischen Sofa aus. Droht einem dabei aber nicht noch die Isolation von unseren Mitmenschen?
Flirten liegt im Trend
Auch wenn man es kaum glauben mag: fast 9 Millionen Bundesbürger haben schon einmal das World Wide Web als Hilfsmittel bei der Partnersuche genutzt. Und mehr als ein Drittel hatte dabei sogar Erfolg. In Großstädten wie Berlin suchten pro 1000 Einwohner ganze 157 Flirtwillige einen Partner im Netz, in Hamburg sogar 176. Und noch eine positive Entwicklung: immer mehr Neuanmeldungen sind Frauen, der Anteil ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Dies mag auch daran liegen, dass die Frauen heutzutage immer unabhängiger werden und eine bessere Vorstellung davon haben, was sie wollen. Die verschiedenen Kategorien der Kennenlern-Portale ermöglichen zudem, vorab Portale zu besuchen, auf denen Gleichgesinnte anzutreffen sind. Wen man sich bei dem C-Dating Portal FirstAffair anmeldet, ist Mann (oder Frau) vermutlich auf der Suche nach einem ungezwungenem Abenteuer. Andere Portale werben wiederum mit dem Partner fürs Leben oder einfach einem guten Freund zum Reden.
Sollen wir einsam sein
Macht uns diese neue Art des Kennenlernens letztendlich aber doch nicht zu sehr einsamen und vielleicht sogar gewollt isolierten Menschen? Kann der Computer oder das Smartphone eine Zärtlichkeit ersetzen? Wenn wir durch die Straßen gehen, erscheinen uns alle Gesichter um uns herum fremd, schauen wir auf unser Smartphone haben wir alle Freunde in unserer Hand… der heutige Großstadtmensch ist nicht einsamer als es seine Großeltern waren – er hat einfach nur gelernt, über dieses Phänomen zu sprechen. Natürlich kann keine digitale Nachricht ein Lächeln ersetzten, wir haben aber die Möglichkeit, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und genau das zu tun, worauf wir gerade Lust haben.