Oh Afrika!
Gemeinsam mit vier wunderbaren Menschen sitze ich in Afrika in einem großen Auto und fahre zum Flughafen, um meine Heimreise nach Deutschland anzutreten. Wir essen Pizza und lachen – doch eigentlich ist mir zum Heulen zumute. Bereits jetzt vermisse ich die letzten zwei Wochen, das Abenteuer, die Gruppe, die Erlebnisse und Momente die wir gemeinsam in Tansania, Afrika, erschaffen haben. Und während mir die untergehende Afrika Sonne ins Gesicht scheint, ich ein Stück Hawaiipizza kaue und in die lachenden Gesichter gucke, komme ich nicht umhin mir zu wünschen, dass unser Flieger Verspätung hat – oder vielleicht sogar ganz ausfällt, damit ich noch mehr Erinnerungen, noch mehr Zeit in Afrika, noch mehr Zeit mit diesen Menschen verbringen kann. Ein Beitrag über meine letzten zwei Wochen in Afrika, über ein Land, eine Mentalität und eine Gruppe an Menschen die ich so sehr habe lieben gelernt, dass das Trennen von der Zeit und das Denken an die Erinnerungen schmerzen.
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Die letzten zwei Wochen waren intensiv, sie hatten Gutes und auch Schlechtes an sich, doch die Tatsache, dass ich sie vermisse zeigt, dass das Gute deutlich überwiegt. Wie geht man mit guten Momenten um, bei denen man ganz genau weiß, dass sie nie wieder zurück kommen werden? Die Erinnerung an den Geschmack einer guten Pizza lässt sich jederzeit wiederholen. Die Erlebnisse und kreierten Erinnerungen einer bestimmten Gruppe lassen sich allerdings niemals wieder absolut gleich rekonstruieren. Was macht man also mit Erinnerungen die für immer Erinnerungen bleiben und niemals wieder zum erneuten erleben geweckt werden können? Lässt man sie für immer in der Erinnerungsvitrine verstauben oder holt man sie bei jeder Gelegenheit raus, um sich in ihren verblassten Bildern und Worten zu wühlen? Für meinen Teil bin ich eigentlich noch nicht bereit die Erinnerungen in eine Vitrine zu stellen, geschweige denn sie überhaupt aus der Hand zu geben. Doch ich muss. Hier und jetzt. In diesem Auto in Afrika, auf dem Weg zum Flughafen.
Wie ich vor zwei Wochen bereits angekündigt hatte, habe ich die letzten 14 Tage in Afrika damit verbracht eine neue Sendung zu drehen. Leider darf ich hierbei, genau wie bei meinem letzten TV-Projekt mit ,,Der Diktator“ von ZDF, weder Inhalt noch Ausgang der Sendung verraten. Wie schwer mir das fällt, dürfte bereits beim letzten Mal klar geworden sein. Dieses Mal fällt es mir sogar noch schwerer, weil mir – und so ehrlich möchte ich sein – das Afrika Projekt noch besser gefällt als das letzte. Und das möchte etwas heißen, da ich bereits für ,,Der Diktator“ total gebrannt habe.
Magisch, aufwühlend, fordernd – mit diesen drei Worten könnte ich die neue Sendung und die gemachten Erlebnisse beschreiben. Aber auch heftig, befreiend und lehrreich würden an dieser Stelle passen. Um es aber auf den Punkt zu bringen: ich hatte für zwei Wochen die Zeit meines Lebens, ohne dabei die eigentliche Zeit meines Lebens zu haben. Versteht ihr wie ich das meine? Manchmal muss man aus seinem Umfeld ausbrechen um eben dieses zu erkennen. Ich bin traurig und möchte diese Erfahrung und Erinnerung einfach in keine Vitrine stellen, wo sie über die Jahre immer weiter nach hinten rutschen, verstauben und verblassen würde. Ich möchte für Ewigkeit diese Erinnerung leben. Was natürlich nicht geht. Wie eine ereignisreiche Klassenfahrt, deren Zeit, Ort und Menschen so nie wieder vereint sein, aber in der Erinnerung immer weiter leben werden. Und anders als bei den bisherigen Klassenfahrten in meiner Schule, habe ich mich dieses Mal dieser ,,Klasse”, dieser Gruppe vollkommen zugehörig gefühlt. Ein Meilenstein.
Afrika, du bist wunderbar!
Doch wie habe ich Afrika wahrgenommen? Afrika ist ein unfassbar schöner aber auch sehr einschüchternder Kontinent. Afrika ist für mich ein Ort der Extreme, an dem Arm und Reich, Hitze und Kälte, Glück und Elend so nahe beieinander aber ebenso weit auseinander liegend wie nirgendwo sonst. Ich würde es sogar als kleinen Kulturschock beschreiben – zumindest für den ersten Moment. Wenn Ziegen hemmungslos über Straßen laufen, kleine Kinder schon den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten und die Hygiene der Toiletten zu wünschen übrig lässt, dann ist das sicherlich ein Teil von Afrika. Ein Teil der mich geschockt und total aufhorchen gelassen hat. Doch auch entspannte, lachende und tanzende, aufgeschlossene und gastfreundschaftliche Menschen, welche sich wie in Symbiose mit der Natur in die Landschaft einfügen, sind ein Teil davon.
Man erschrickt und fängt an zu vergleichen. In den ersten Tagen sieht man fast auseinander fallende Busse statt Taxis, statt Supermärkte nur kleine Gemüsestände aus Holz, keine großen Häuser, nur kleine, dunkle, dreckige Schuppen, in denen Menschen und keine Gartengeräte wohnen. Der Kopf startet den ungesunden Vergleich mit seiner eignen Kultur und fühlt sich automatisch auf ganz seltsame Art und Weise überlegen. Ein absolut perverses Gefühl. Doch nach einigen Tagen entwickelt man ein drittes Auge, welches einen noch viel traurigeren Vergleich aufdeckt: die Mentalität. Denn während wir unser tolles Bruttoinlandsprodukt, unsere Eigenheime und Luxusprobleme vorweisen können, dabei aber immer noch nicht lachen sondern im Durchschnitt total mies gelaunt sind, strahlen die Gesichter der Menschen in Afrika heller als die afrikanische Sonne – und das ganz ohne Vollkasko, Rentensystem oder Luxusproblem.
Ich habe eine Kultur in Afrika kennengelernt die sich unterstützt, friedlich, trotzt verschiedene Religionen, zusammenlebt und beim Hallo sagen nicht nur ein leichtes Zucken im Gesicht, sondern ein richtiges Lächeln hin bekommt. Was wir an technologischer und gesellschaftlicher Entwicklung voraus sind, hängen wir an Zwischenmenschlichkeit hinterher. Ein Armutszeugnis für ein so reiches land wie Deutschland. Und ich komme nicht umhin mich zu fragen was besser ist: reich sein an Gütern oder reich sein an Werten?
Nach dieser wunderbaren Afrika Reise weiß ich einmal mehr die Antwort und möchte nun versuchen noch reicher an Werten, statt noch reicher an Gütern zu werden. ,,Reise dich interessant” heißt es immer – und Afrika hat definitiv dazu beigetragen meinen Verstand, mein Handeln und Denken noch interessanter werden zu lassen, sodass nach zwei Wochen Afrika erstmal Deutschland wieder für einen Kulturschock sorgen wird. Einen Kulturschock den ich schon im Auto auf dem Weg zum Flughafen habe kommen sehen. Das letzte Stück Pizza hat sich angefühlt wie eine Henkersmahlzeit, bevor ich endgültig von diesen zwei Wochen, von dem großen Abenteuer Afrika entrissen werde. Und plötzlich, mit dem letzten Bissen, mit den letzten Metern vorm Flughafen fällt es mir ein: ich muss die Erinnerung in keine Vitrine stellen. Ich lasse sie einfach in unseren Köpfen, wo sie für immer weiterleben, wo sie für immer zum Flughafen fahren und für immer Pizza essen wird. Am Ende einer Geschichte lacht oder weint man, spätestens bis eine neue Geschichte beginnt.